IN MEHR ALS 50 JAHREN

Papenburg: Diese Feuerwehr-Einsätze sind Anton Lüken unvergessen

Von Jens Sievers, Gerd Schade

Nach der Transrapid-Katastrophe mit 23 Toten am 22. September 2006 suchten unter anderem die damalige Kanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Christian Wulff (Dritter von rechts) das Gespräch mit Anton Lüken (rechts). (Archivbild Lambert Brand)

Papenburg / Sögel. Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht Anton Lüken aus Papenburg in Diensten der Feuerwehr. Manche Einsätze sind ihm aus verschiedenen Gründen unvergessen.

Lüken, langjähriger Abschnittleiter, entstammt einer Feuerwehr-Familie. „Das Feuerwehrgen wurde mir vererbt“, antwortet er schmunzelnd auf die Frage, wie er den Weg in die Wehr gefunden habe. Schon sein Großvater Anton Lüken, der anno 1907 das Blumenhaus Lüken in der Wiek in Papenburg gründete, schloss sich der sogenannten Turner-Feuerwehr Untenende an. Das war im Jahr 1908.

In mehr als 40 Jahren machte sich der Großvater um das Feuerwehrwesen der Fehnstadt verdient. Dessen Sohn Alex Lüken trat 1937 in die Feuerwehr ein, blieb 70 Jahre Mitglied, 50 Jahre aktiv, langjähriger Stadtbrandmeister (ab 1963) und begeisterte Anton Lüken für die Feuerwehr.

Auszeichnung mit dem Landesehrenabzeichen in Gold

Dieser wurde kürzlich für seine 50-jährige Mitgliedschaft vom Landesfeuerwehrverband mit dem Ehrenabzeichen in Gold geehrt. Das Ganze erfolgte nachträglich, weil Lüken die Auszeichnung, die ihm bereits 2020 zugestanden hätte, krankheitsbedingt nicht hatte wahrnehmen können.

Zur Auszeichnung gratulierten Anton Lüken (Mitte) der stellvertretende Abschnittleiter Hans-Bernd Ahlers (l.) und Gerd Köbbe. (Foto Jens Sievers)

Nun wurde sie im Rahmen der Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbands Aschendorf-Hümmling durch den Brandabschnittleiter und Verbandsvorsitzenden Gerd Köbbe (Werlte) in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Sögel nachgeholt.

Zwei schwere Unfälle bleiben tief im Gedächtnis

Wenn Anton Lüken auf seine Zeit als aktiver Feuerwehrmann und Führungskraft zurückblickt, sind ihm besonders zwei schwere Unfälle im Gedächtnis haften geblieben. Zu den folgenreichsten Einsätzen gehörte die Transrapid-Katastrophe am 22. September 2006 mit 23 Toten in Lathen. Als Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehren berichtete er der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Christian Wulff an Ort und Stelle von den Maßnahmen der Hilfsorganisationen.

(„Wir haben unser Bestes getan“: Lükens Erinnerungen an den Einsatz nach dem Transrapid-Unglück)

Ähnlich schrecklich wie das Inferno an der Transrapidstecke ist Lüken ein schwerer Verkehrsunfall am Splittingkanal in Erinnerung: „Als wir an der Unfallstelle ankamen, lagen bereits drei kleine Kinder einer vietnamesischen Familie tot am Straßenrand.“ Deren ebenfalls verstorbenen Vater und den schwerverletzten Unfallverursacher befreiten die Feuerwehrleute aus den Wracks.

Mit Unimog durch verschlossene Tore gefahren

Aber es gab auch sehr viele Einsätze, bei den Menschenleben und Sachwerte gerettet werden konnten. Unkonventionell, aber erfolgreich – berichtet Lüken – verlief ein Einsatz an der Waldschule, in der ein Feuer ausgebrochen war. Die Feuerwehr konnte nicht auf das Gelände, da es von einem hohen Zaun umschlossen war. „Mit unserem Unimog-Tanklöschfahrzeug bin ich dann notgedrungen durch die verschlossenen Tore durchgefahren.“ Diese „Gewaltanwendung“ habe sich im Nachhinein als richtig erwiesen, da wertvolle Gebäudeteile hätten gerettet werden können.

Anton Lüken begann seine aktive Feuerwehrlaufbahn im Alter von 18 Jahren am 1. Juli 1970 mit dem Eintritt in die Ortsfeuerwehr Papenburg-Untenende, die damals ihr Domizil noch hinter dem Rathaus hatte. Das alte Feuerwehrhaus muss demnächst für den geplanten Neubau im Zuge einer Erweiterung der Stadtverwaltung weichen.

Entwicklung der Obenender Feuerwehr maßgeblich geprägt

Bedingt durch Umzug und den Schritt in die Selbstständigkeit als Berufsgärtner wechselte Lüken 1978 in die Stützpunktfeuerwehr im Stadtteil Obenende. Mit der Ernennung zum Ortsbrandmeister übernahm Lüken früh Führungsverantwortung. In seinen 16 Jahren als Ortsbrandmeister prägte er maßgeblich die Entwicklung der Obenender Feuerwehr.

Weiterbildung wird bei der Feuerwehr groß geschrieben. Das Foto zeigt Anton Lüken (hinten, Dritter von links) bei einem Gruppenführerlehrgang 1988 in Loy (Rastede).(Repro Jens Sievers - Archiv Lüken)

Lüken war überdies als stellvertretender Brandabschnittleiter Emsland-Nord ab Mai 2002 tätig. Nach dem plötzlichen Tod des damaligen Abschnittsleiters Hans Wilholt im Jahre 2003 trat Lüken dessen Nachfolge an und wurde ebenfalls zum stellvertretenden Kreisbrandmeister ernannt. Diese Funktion führte er bis zum Eintreten der Altersgrenze im Jahr 2015 aus. Seit 2015 ist er zudem Ehrenbrandmeister der Stadt Papenburg.

Anforderungen an Feuerwehrleute immer anspruchsvoller

In seiner Dienstzeit habe es immer wieder Veränderungen und Neuerungen gegeben, betont Lüken. Dazu zählen nach seinen Worten die Einführung der „stillen Alarmierung“ mit Meldern sowie der Neubau des Feuerwehrhauses Obenende, die Aufnahme von Frauen in die Wehr und auch das stärkere Bestreben der Träger der Feuerwehren, die Kameraden mit besserer persönlichen Schutzausrüstung auszustatten. Auch die Fahrzeug- und Gerätetechnik habe in dieser Zeit eine gewaltige Entwicklung genommen, denn die Anforderungen an die Feuerwehr seien immer anspruchsvoller geworden.

Die Feuerwehrarbeit habe ihm immer Freude bereitet, weil er mit vielen Menschen kameradschaftlich zusammenarbeiten und einem „sinnvollen Hobby“ nachgehen konnte, erklärt Lüken. Nur gemeinsam mit dem Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands habe er als Vorsitzender viel für die Feuerwehren erreichen können.

Die Stärke des Kreisfeuerwehrverbands

Besonders gefallen habe ihm, dass Probleme und unterschiedlichen Auffassungen stets fair diskutiert worden seien und stets zu einem positiven Ergebnis geführt hätten. Das sei immer die Stärke des Kreisfeuerwehrverbands gewesen, der in drei Jahren 75 Jahre alt werde. Es sei ihm ein großes Anliegen, dass diese Grundeinstellung und die althergebrachten Werte auch in Zukunft im Verband lebendig gehalten werden.

 

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